Vera Kegel berichtet vom Sandringham College - Black Rock

Es ist ja eigentlich so, dass nachdem man die ersten zwei Tage Jetlag überstanden hat, alles plötzlich viel zu schnell vorübergeht, wie das eben ist wenn man ständig eine Menge Spaß hat.

An einem heißen Januartag bin ich in Australien angekommen und wurde von einer Englischlehrerin meines Sandringham Colleges abgeholt, mit der ich mich auf Anhieb so gut verstand, dass sie später dafür sorgte, dass ich in ihre Klasse kam. Sie brachte mich zu meiner Hostmum mit den zwei Hunden. „Na das kann ja interessant werden“, dachte ich mir, „so ganz ohne Kinder und nur eine Mutter“. Aber genau dieser Gedanke war völlig unberechtigt. Genau dadurch dass ich die Einzige war, wurde sich so lieb um mich gekümmert wie ich mir nie hätte erträumen können. Als sie mich sah, machte sich ein breites und herzliches Grinsen auf ihren Lippen breit und sie machte sich gleich daran, mir alles zu zeigen . Mein Zimmer war so süß eingerichtet, ich fühlte mich von Anfang an direkt wohl darin. Während wir uns langsam ans Einander Kennenlernen herantasteten, naschte ich die australische „Nationalsüßigkeit“, die meine Hostmum mir zuvor vor die Nase gestellt hatte, namens Tim Tam's. Kurz darauf fiel ich in den wohl tiefsten Schlaf, den ich je gehalten habe.

Da Ferien waren zu der Zeit, zu der ich angekommen war, sorgte meine Hostmum gleich dafür, dass ich trotz keiner Schule ein paar Freundschaften schloss und immer in Beschäftigung war, damit ich mich nicht einsam fühlen konnte oder Heimweh bekam und machte ein Treffen mit ein paar anderen Hostmüttern aus, die ebenfalls deutsche, aber auch italienische und japanische Austauschschüler hatten. Mit ihnen verstand ich mich ebenfalls von Anfang an und wir vereinbarten gleich das nächste Treffen am nächsten Tag, diesmal ohne Hostmütter, am Strand, der direkt bei mir die Straße runter war. Wenn ich eines aus diesem Strandtag gelernt habe, dann „Vertraue nie der Sonne“, denn obwohl sie während unseres Aufenthaltes am Strand kaum spürbar gewesen war, da der Wind am Strand recht heftig wehte, brannte mein Sonnenbrand ein paar Stunden später so stark auf meiner Haut, dass ich mich kaum bewegen konnte. Das Abendessen war köstlich, sowie jede Speise, die meine Hostmum mir bereitete. Ein paar Festivals und Neuerfahrungen später ging auch schon die Schule los. Alles war so anders, aber auf eine total positive Art und Weise. Die Schule kam mir vor als wäre sie einem Film entsprungen. Und die Leute, die sich hier um mich herum aufhielten, waren einfach allesamt verrückte Vögel und total individuell, genau das, was mir am allerbesten gefiel. Ein kleines Eingewöhnungsprogramm bekamen wir am ersten Schultag auch von den International Leaders, um uns die Angst zu nehmen. Das Verrückteste an allem war jedoch  die Fächerauswahl, verglichen zu deutschen Schulen. In Australien durfte ich tatsächlich folgende sechs Fächer belegen: Dance, Photography, Textiles, Outdoor Education und gezwungenermaßen Mathe und Englisch. Auf Langeweile im Unterricht konnte ich mich dieses halbe Jahr wohl kaum freuen. Die nächsten Tage lernten wir das australische Schulsystem kennen und damit auch die Leute die mit uns den Unterricht besuchten. Dass es das Einfachste auf der Welt war,  gleich Freundschaften mit den Australiern zu schließen, kann ich wohl kaum behaupten. Trotz der herrlichsten Freundlich- und auch Höflichkeit, musste man sich doch ein wenig an sie ranklammern um dann ihr Vertrauen endgültig zu erlangen. Aber sobald man dies geschafft hatte, ging es auch schon los mit den Parties und den Nachmittagen, die man gemeinsam in der Stadt oder am Strand verbrachte. Wir waren meist eine recht internationale Gruppe, mit Leuten von überall her. Denn obwohl wir uns in Australien aufhielten, waren die meisten Leute, die ich kennengelernt hatte, selber gar keine Australier, sondern von irgendwoher hergezogen, zum Beispiel aus Südafrika. Das ist wohl eine sehr außergewöhnliche aber meiner Meinung nach tolle Eigenschaft Australiens, es ist absolut multikulturell. Alles in Allem gab es wohl kaum Tage, an denen ich nichts unternahm, was einen ganz schön auf Trab hält aber einem eine Menge Abenteuer, Spaß und vor Allem Erfahrung bringt. Erfahren habe ich übrigens auch eine Menge über mich selber bei dem Trip. Bereut habe ich niemals etwas und ein bisschen Heimweh hatte ich zwar anfangs, aber das ist glaube ich gar kein schlechtes Zeichen und auch natürlich, schließlich zeigt mir das, dass mir meine Familie und Freunde von zuhause auch am Herzen liegen. Im Nachhinein vermisst man jetzt, wo man wieder zuhause ist, genau umgekehrt, die Leute, die man in Australien während des Aufenthaltes in sein Herz geschlossen hat. Aber Sorgen mache ich mir deswegen keine, das Leben birgt ja noch vieles und ich bin mir sicher, dass ich jeden Einzelnen nochmal wiedersehen werde.

Ich hoffe, ihr entschließt euch auch dazu, mal einen Exchange zu machen, denn ich kann es nur empfehlen und es ist trotz aller Unterschiede und Veränderungen das Beste, was euch nur passieren kann.

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