Katharina Bala berichtet aus Fredericton (Kanada)

Ein halbes Jahr Kanada. Das klang für mich spannend, war aber anfangs mit vielen Schwierigkeiten und Missverständnissen verbunden. Zum einem bin ich ein Gewohnheitsmensch und empfand es als unglaublich schlimm, von meiner Familie und meinen Freunden getrennt zu sein. Nach unserem Vorbereitungstreffen in Frankfurt aber war jegliche Angst verschwunden und ich freute mich schon riesig darauf, nach Kanada aufzubrechen.

Jedoch wurde meine Vorfreude wieder ein wenig getrübt, als sich meine Gastfamilie nach mehreren Emails immer noch nicht meldete. Wie ich später herausfand, lag dies aber nur daran, dass meine Gastfamilie den Computer selten benutzt.
Dann kam der große Abschied und ich stieg ins Flugzeug auf dem Weg in eine andere Welt. Gott sei Dank flog ich nicht allein, sondern mit vielen anderen aufgeregten Austauschschülern nach Toronto, um dort zusammen mit Gesa, die auch nach Fredericton flog, umzusteigen. Auf dem Weg zum Ziel ging einer meiner Koffer verloren, der mir aber Gott sei Dank schon 2 Tage später wieder unversehrt zur Verfügung stand. In Fredericton nahm mich meine Gastfamilie, welche 5 Kinder hatte ( die aber alle schon erwachsen waren) und mein Coordinator in Empfang und brachten mich in mein neues Zuhause. Nach der ersten, enstpannten Nacht ging dann aber auch direkt der Stress los, denn 2 Tage nachdem ich ankam, sollte die Hochzeit meiner ältesten Gastschwester im 200 km entfernten Dorf Perth-Andover stattfinden. Dort lernte ich auch direkt die gesamte (und nicht unbedingt kleine) Verwandtschaft meiner Gastfamilie kennen und half fleißig mit, die Hochzeit vorzubereiten. Einen Tag nach mir kam auch die zweite Gastschülerin Rayssa aus Brasilien, die bei meiner Gastfamilie wohnen sollte, an. Ich verstand mich auf Anhieb gut mit allen und die Hochzeit wurde wunderschön. Als Einzelkind war die große Gastfamilie für mich etwas völlig Neues, mit dem ich erst lernen musste, klarzukommen, aber im Endeffekt war es eine wertvolle und gute Erfahrung. Meiner brasilianischen Gastschwester war diese große Familie leider zuviel, deshalb wechselte sie nach einiger Zeit zu einer kleineren Gastfamilie.
Auch die Schule und das Schulsystem waren mir völlig fremd und anfangs auch gewöhnungsbedürftig. Außer mir waren noch 2 andere deutsche, 5 brasilianische und eine japanische Austauschschülerin in Fredericton, mit denen ich in meinem halben Jahr auch sehr viel unternahm. In der Schule war es für uns Austauschschüler sehr schwierig, Anschluss zu finden, denn Austauschschüler waren an unserer High School nichts besonderes mehr und wurden auch nicht so behandelt. Als Fächer wählte ich Französisch, General Science ( Biologie, Physik und Chemie zusammen), Englisch, Mathe und Choral Class ( eine Musikklasse, die auf das singen spezialisiert war) aus und kam soweit auch gut in jedem Fach klar. Vor allem in meiner Choral Class fand ich schnell Anschluss und auch meine besten Freunde, die ich in Kanada haben sollte.
Es war nur meistens ein wenig schwer, sich zu treffen, denn die Häuser lagen, für Kanada üblich, meist weiter auseinander. Da ich es gewohnt war, öfters mal mit Freundinnen nach Köln zu fahren oder einfach verschiedene Sachen zu tun, war es ungewohnt, nicht viel machen zu können außer ins Einkaufszentrum zu gehen, manchmal war es für mich unverständlich, in einer Großstadt zu wohnen, in der nichts los ist.
Aber auch die Natur hatte seine Vorteile. So konnte ich zum Beispiel ungestört im Wald joggen gehen und einfach die Wege erkunden. Mit meiner Gastfamilie verstand ich mich im Laufe der Zeit immer besser, begann, meine Gasteltern mit „mom and dad“ anzusprechen und fühlte mich wie ein richtiges Familienmitglied. Wir unternahmen viel, gingen Bowling oder Laser Tag spielen und fuhren oft Verwandte besuchen.
Weihnachten versammelte sich die ganze Familie bei uns im Haus und wir feierten und hatten viel Spaß. Meine Geschenke fielen übergroß aus und meine Gastfamilie schenkte mir sogar eine wunderschöne Kette mit meinem Namen als Erinnerung.
Doch nicht nur mit meiner Gastfamilie, sondern auch mit den anderen Austauschschülern unternahm ich viele Reisen, zum Beispiel nach New York oder Quebec, beidesmal war es wunderschön und hat viel Spaß gemacht. Die Zeit des Abschiednehmens kam viel zu schnell und im Nachhinein wäre ich gerne noch länger geblieben, jeddoch freute ich mich auch wieder auf meine Heimat. Trotzdem fiel es mir sehr schwer, von meinen neugewonnenen Freunden und meiner Gastfamilie Abschied zu nehmen und so wurde dieser Abschied auch sehr tränenreich. Auf dem Weg ins Flugzeug hielten meine Gastmutter und ich beide noch einmal die Hände an die Scheibe des Gates, und ich versprach ihr, sobald wie möglich wieder „nach Hause“ zu kommen. Und genau das habe ich auch vor, denn für mich war Kanada und somit das Auslandsjahr eine unglaublich wunderschöne Erfahrung.

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