Britta Johanna Lorenz berichtet aus Richmond

Als ich das erste Mal ernsthaft über ein Auslandsjahr nachdachte, hätte ich mir nie erträumt, dass ich ein dreiviertel Jahr später wirklich in einem Flugzeug nach Neuseeland sitzen würde. Ich flog von Leipzig nach Frankfurt (mein allererster Flug nebenbei erwähnt), wo ich die Betreuer und anderen Abenteurer schnell fand.

Bei unserer Ankunft in Wellington erschien mir alles wie eine große Klassenfahrt. Vormittags hatten wir lockeren Unterricht und danach gab es immer tolle Freizeitaktivitäten- von Klettern bis Parlamentsbesichtigung- jeden Tag habe ich etwas Neues und Aufregendes erlebt. Diese erste Woche verging wie im Flug und ehe ich mich versah, lag nur noch ein 40-minütiger Flug zwischen mir und meinem neuen Zuhause. Die Woche in Wellington war verregnet  und ziemlich kalt. Umso mehr freute es mich, dass während meines Fluges die Wolkendecke aufbrach und herrlichster Sonnenschein über Nelson strahlte.  Der kleine Flughafen war mächtig überfüllt, denn es wartete nicht nur meine Gastfamilie auf mich, sondern die vieler anderer Schüler auch. Wohin ich blickte sah ich fröhliche und neugierige Gesichter, und dann trat eine freundliche Frau auf mich zu, die sich als Anita vorstellte und mir erklärte, dass sie die International Koordinatorin meiner Schule war. Mit Anita würde ich die nächsten 10 Monate eine Menge zu tun haben, denn sie war die beste Ansprechpartnerin, wenn man mal ein kleines oder auch größeres Problem hatte. Sie hatte immer ein offenes Ohr für mich und meine Freunde. Und in diesem Moment am Flughafen half sie mir bei meiner ersten Hürde, nämlich dem Finden meiner Gastfamilie. Sie brachte mich zu meinen Gasteltern, Heather und Cliff, die mich herzlich begrüßten. Wir fuhren nach Richmond, einem Vorort von Nelson. Als wir ankamen zeigten sie mir das Haus und mein Zimmer und sagten dann, ich solle erst einmal in Ruhe auspacken. Später fuhr meine Gastmutter mit mir Einkaufen und wir besuchten meine 17-jährige Gastschwester Shinae bei der Arbeit.
Tage und Wochen vergingen und es dauerte nicht lange, da war für mich Richmond eindeutig zu meinem neuen Zuhause geworden. Meine Schule, das Waimea College, lag direkt auf der anderen Straßenseite und war mit 2000 Schülern ungefähr doppelt so groß wie meine deutsche Schule. Und mit der grünen Uniform sah es dort auch optisch sehr anders aus. Es gab ein riesiges Fächerangebot, wie z.B. Photography, Cooking, Material Textile (Nähen) und vieles mehr! Besonders empfehle ich jedem Outdoor Education zu wählen, da man in diesem Fach am meisten von der wunderschönen Natur Neuseelands mitnimmt. Ich vermisse meinen Dramakurs besonders! Nicht nur der Unterricht, sondern auch die Schüler fehlen mir sehr. Viele Schüler an meiner Schule waren freundlich und aufgeschlossen und daran interessiert, etwas über die Länder und Kulturen der Austauschschüler zu erfahren. So kam es beispielsweise, dass einige von uns durch die Klassen der jüngeren Jahrgänge gingen und Vorträge über unsere Heimatländer hielten. Aber wenn ich nun gerade nicht in der Schule war, vertrieb ich mir meine Zeit meistens in der nahegelegenen Einkaufsmall oder am Strand. Im Laufe meines Aufenthaltes zogen meine andere Gastschwester Nerissa, ihr Verlobter Zach und ihre Tochter Aurora bei uns ein. Das Haus war von da an um einiges lebhafter, denn die kleine Aurora (1) hielt uns alle auf Trab. In den großen Sommerferien flog ich nach Auckland (die größte Stadt Neuseelands), wo ich im Stadtzentrum auf meine Reisegruppe ‚Flying Kiwi‘ traf, mit der ich eine Rundreise über die Nordinsel machte. Dieser Urlaub war eines der Highlights meines Auslandsjahres, da ich in so kurzer Zeit so viele schöne Orte sah und super spannende Dinge erlebte. Ich pflanzte am nördlichsten Punkt Neuseelands einen Baum, machte Bungee Jumping, sah Kiwi Birds und vieles, vieles mehr!  Meine Mitreisenden, die aus aller Welt angereist waren (USA, Irland, Brasilien usw.), wurden schnell zu Freunden. Mit manchen von ihnen stehe ich noch heute in Kontakt. Meine Zeit in Neuseeland war einfach wundervoll und unvergesslich. Ich bin mir sicher, dass ich eines Tages meine Gastfamilie wieder besuchen werde. Ich kann jedem ein solches Auslandsjahr wirklich nur empfehlen. Es war das Beste was mir hätte passieren können. Nicht nur, dass sich natürlich mein Englisch total verbessert hat, ich bin außerdem total selbstständig geworden. Jeder sollte solch eine Chance nutzen.

Neuste Erfahrungsberichte